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Wanted: Neue Superhelden gegen gefährliche Keime

Antibiotika und andere antimikrobielle Medikamente helfen bei schweren Infektionen und können Leben retten. Übermäßiger oder falscher Einsatz führt jedoch vermehrt zu Resistenzen – eines der wirksamsten Werkzeuge der Medizin wird somit zunehmend stumpf. An neuen und dringend benötigten Wirkstoffen wird geforscht. Aber auch jede*r Einzelne kann einen Beitrag leisten.


Die Covid-19-Pandemie hat es uns spüren lassen: wirksame, einsatzbereite Medikamente sind überlebenswichtig. Viren, Bakterien oder andere Erreger können unerwartet neue und oft schwer behandelbare Infektionen auslösen. Der Bedarf an wirksamen Therapien gegen Infektionen sowie auch an vorbeugenden Impfstoffen ist somit hoch.

 

 

Gut zu wissen und wichtig zu unterscheiden


Medikamente gegen Keime, die Infektionen auslösen, nennt man antimikrobielle Arzneimittel. Dazu zählen:

  • Antibiotika – wirken gegen Bakterien
  • Virostatika – wirken gegen Viren
  • Antimykotika – wirken gegen Pilze
  • Antiparasitika – wirken gegen Parasiten

 

Resistenzen können sich gegen alle antimikrobiellen Mittel entwickeln. Am häufigsten hört und liest man jedoch von Antibiotika-Resistenzen. Im Jahr 2021 waren Antibiotika unter den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln in Österreich.1 Das ist Segen und Fluch zugleich.





 

 

Wie entstehen resistente Keime?


Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten sind wahre Überlebenskünstler. Sie passen sich genetisch immer wieder an ihre Umwelt an – auch an die Medikamente, die gegen sie eingesetzt werden.2 Überstehen sie eine Behandlung, lernen sie daraus und vererben diese Widerstandsfähigkeit. Medikamentöse Gegenspieler wie zum Beispiel Antibiotika sind dann nicht mehr in der Lage, gefährliche Keime abzutöten.3 Vor allem durch übermäßigen oder falschen Einsatz können Keime gegen die bisher wirksamen Medikamente unempfindlich werden.3 Sind gleich mehrere Substanzklassen wirkungslos, spricht man von multiresistenten Erregern.

 

 

Resistente Keime: Wo stehen wir heute?


Für die WHO sind antimikrobielle Resistenzen (AMR) eine der zehn größten Bedrohungen für die globale Gesundheit.3 Laut einer Schätzung sind im Jahr 2019 ungefähr 5 Millionen Menschen im Zusammenhang mit einer AMR-Infektion gestorben.4 Sie gehören so gesehen schon jetzt zu den häufigsten Todesursachen weltweit.4 Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, könnten antimikrobielle Resistenzen generell bis 2050 etwa 10 Millionen Menschenleben pro Jahr fordern – das sind mehr Menschen als derzeit jedes Jahr an Krebs sterben.5,6

Ohne wirksame antimikrobielle Mittel wäre nicht nur die Behandlung von Infektionen gefährdet. Auch chirurgische Eingriffe oder Krebstherapien könnten in vielen Fällen nicht durchgeführt werden.3


Fokus Antibiotika: Wie kommt es zu übermäßigem Gebrauch?

 

Antibiotika wirken nur gegen Bakterien. Häufig werden mit ihnen aber Grippe, Erkältungen und auch Halsweh oder Bronchitis behandelt. Hinter diesen Erkrankungen stecken jedoch meist Viren und nicht Bakterien. Auch in der Nutztierhaltung kommen Antibiotika zu oft zum Einsatz. Um Infektionen von Tieren zu verhindern, werden sie häufig vorbeugend verabreicht. Dieser falsche und übermäßige Einsatz begünstigt die Entwicklung von Resistenzen.


Antibiotika: zuviel des Guten?


Antibiotikaresistenzen sind vor allem durch zu häufigen und unsachgemäßen Einsatz bei Mensch und Tier vorprogrammiert. Bakterien bekommen dadurch quasi eine Extraportion Training und mutieren schneller.2 Ein paar Zahlen:

  • In Österreich werden in der Humanmedizin jährlich rund 70 Tonnen Antibiotika eingesetzt.7,8

  • Rund 34 Tonnen Antibiotika kommen hierzulande jährlich bei Tieren zum Einsatz.

  • In der Massentierhaltung werden Antibiotika auch zu Mastzwecken eingesetzt.2



Die Forschung spielt eine Schlüsselrolle bei der Eindämmung von Antibiotika-Resistenzen

Wenn sich der Erreger verändert, muss sich auch das Gegenmittel ändern. Doch das ist leichter gesagt als getan: Seit fast 40 Jahren wurden keine neuen Klassen von Antibiotika entdeckt.9 Zwar befinden sich aktuell etwas mehr als 40 Substanzen in der klinischen Entwicklung, aber nur 1 von 4 Medikamenten in den Pipelines basiert auf neuen Wirkmechanismen bzw. gehört einer neuen Wirkstoffklasse an.10 Die meisten Neuentwicklungen sind leichte Abänderungen bereits bestehender Wirkstoffe.



Warum ist Antibiotikaforschung so herausfordernd? 


Viele Antibiotika waren bisher gut wirksam. Darum gab es wenig Anlass für die Entwicklung neuer Substanzen. Dazu kommt, dass der Weg zu einem neuen antimikrobiellen Wirkstoff aufwändig und schwierig ist. Ein neues Antibiotikum muss schließlich vieles leisten: die Infektionsstelle erreichen, lange genug dort bleiben, um den Keim abzutöten und zudem gut verträglich sein. Außerdem ist die Entwicklung langwierig und teuer. Bis ein Antibiotikum auf den Markt kommen kann, dauert es 10 bis 15 Jahre. Darüber hinaus halten sich die Umsatzmöglichkeiten in Grenzen. Schließlich sollen neu entwickelte Antibiotika möglichst sparsam zum Einsatz kommen.2 Daher gibt es heute vor allem große Forschungskooperationen, in denen Firmen und Institutionen gemeinsam an Lösungen arbeiten.


Pfizer Forschung


Pfizer ist eines der wenigen, großen Pharmaunternehmen, das aktuell in der Forschung und Entwicklung von Antibiotika und Antiinfektiva aktiv ist. Mit Stand Oktober 2023 umfasst die Pipeline sechs Antiinfektiva-Forschungsprogramme.11 Zudem bietet das Unternehmen ein vielfältiges Portfolio an Antiinfektiva an, das auch Reserve-Antibiotika beinhaltet. Reserve-Antibiotika sind spezielle Antibiotika, die nur bei Infektionen mit resistenten Erregern angewandt werden.

Mehr zur Pfizer-Forschung

 

Wie kann ich einen Beitrag leisten

Um die Verbreitung von Resistenzen zu verlangsamen, kann jeder und jede einen Beitrag leisten12,13,14:

  • Vorbeugung von Infektionen durch das Einhalten von Hygiene-Maßnahmen (z.B. regelmäßiges Händewaschen) und
  • Schutzimpfungen: Impfungen beugen Infektionskrankheiten vor. Durch jede verhinderte Infektion wird auch der Einsatz von Antibiotika reduziert. 
  • Antibiotika nur einnehmen, wenn sie von Ärzt*innen verschrieben wurden 
  • Kein eigenständiges Verkürzen der Einnahmedauer der Medikamente
  • Keine eigenständige Dosisreduktion
  • Medikamente nicht an andere weitergeben
  • Konsument*innen können mit dem Kauf von Bioprodukten bei Fleisch, Milch und Eiern zur Verringerung des Antibiotikaeinsatzes beitragen. 




 

Video als Text


Was künftig wichtig ist

Antimikrobielle Resistenzen können nicht gänzlich verhindert werden. Aber wir können ihre Ausbreitung deutlich verlangsamen, indem wir alle einen Beitrag leisten. Dazu muss das Problem umfassend, als „One Health“, betrachtet werden. Denn die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt sind eng miteinander verknüpft. 

Antibiotika werden überall eingesetzt: in der Humanmedizin, der Veterinärmedizin, der Landwirtschaft und in Aquakulturen (also der kontrollierten Produktion bzw. Erzeugung von Wasserorganismen wie Fischen oder Muscheln). Eine wirksame Bekämpfung von Resistenzen ist somit nur möglich, wenn Humanmediziner, Veterinärmediziner und Umweltwissenschaftler zusammenarbeiten und einen zielsicheren und reduzierten Einsatz von Antibiotika & Co. verfolgen. Diesen „One-Health-Ansatz“ umfasst in Österreich auch der Nationale Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz (NAP-AMR)“, der vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz in Zusammenarbeit mit Expert*innen erarbeitet und entsprechend globaler Entwicklungen laufend weiterentwickelt wird. 

Ebenso ist die Forschung mit Kooperationen und kreativen Lösungen gefragt, damit unsere Superhelden im Kampf gegen Bakterien, Viren und Pilze auch künftig mit starken Kräften ausgestattet sind.

 

Quellen:

1 Pharmig, Arzneimittelmarkt. Daten & Fakten 2021, abrufbar unter https://www.pharmig.at/media/3942/daten_und_fakten_2021_deutsch.pdf (Letzter Zugriff: Jänner 2024)

2 vfa. Die forschenden Pharmaunternehmen. Antibiotika-Forschung braucht neue Unterstützung. Abrufbar unter: https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/antibiotika/antibiotika-forschung-braucht-neue-anstrengungen. (Letzter Zugriff: Jänner 2024) 

3 World Health Organization (WHO). Antimicrobial resistance (Nov 2021), abrufbar unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/antimicrobial-resistance. (Letzter Zugriff: Jänner 2024)

4 Murray JL et al. Lancet 2022;399(10325):629-655

5 Review on Antimicrobial Resistance. Tackling drug-resistant infections globally: final report and recommendations. May 2016, abrufbar unter

https://amr-review.org/sites/default/files/160525_Final%20paper_with%20cover.pdf. (Letzter Zugriff: Jänner 2024)

6 World Health Organization (WHO). Key Facts Cancer (Feb 2022), abrufbar unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/canceren. (Letzter Zugriff: Jänner 2024)

7 Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), abrufbar unter https://www.gesundheitskasse.at/cdscontent/load?contentid=10008.746763&version=1619422618. (Letzter Zugriff: Jänner 2024)

8 Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Antibiotikaresistenz als Herausforderung für die Gesundheit von Mensch und Tier (Sep 2021), abrufbar unter; https://www.ages.at/ages/presse/news/detail/antibiotikaresistenz-als-herausforderung-fuer-die-gesundheit-von-mensch-und-tier?sword_list%5B0%5D=antibiotikaresistenzen&no_cache=1 (Letzter Zugriff: Jänner 2024)

9 Placket B. Nature 2020; 586(7830):S50-S52. Why big pharma has abandoned antibiotics. Nature Outlook, abrufbar unter: https://www.nature.com/articles/d41586-020-02884-3. (Letzter Zugriff: Jänner 2024)

10 The Pew Charitable Trusts. (2021). Tracking the Global Pipeline of Antibiotics in Development, abrufbar unter https://www.pewtrusts.org/en/research-and-analysis/issue-briefs/2021/03/tracking-the-global-pipeline-of-antibiotics-in-development. (Letzter Zugriff: Jänner 2024)

11 Pfizer Pipeline; Product Pipeline: Pharmaceutical Pipeline for New Drugs | Pfizer. (Letzter Zugriff: Jänner 2024)

12 World Health Organization (WHO). Antibiotic resistance factsheet (July 2020), abrufbar unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/antibiotic-resistance. (Letzter Zugriff: Jänner 2024)

13 CDC. Antibiotic resistance, Five things to know, abrufbar unter https://www.cdc.gov/drugresistance/pdf/5-Things-To-Know-H.pdf. (Letzter Zugriff: Jänner 2024) 
14. BM für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Faktencheck: Antibiotikaresistenz. Abrufbar unter: https://broschuerenservice.sozialministerium.at/Home/Download?publicationId=935 (Letzter Zugriff: Jänner 2024)

PP-UNP-AUT-0491/01.2024
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